Krankenkassen schwächen Patienten

Wird eine Rehabilitation nach einem Krankenhausaufenthalt zukünftig direkt aus dem Krankenhaus eingeleitet oder bedarf es in den meisten Fällen weiterhin einer Überprüfung der medizinischen Erforderlichkeit durch die Krankenkassen? Diese Entscheidung stand im Dezember 2021 im Gemeinsamen Bundesausschuss, dem obersten Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung von Ärzten, Zahnärzten, Psychotherapeuten, Krankenhäusern und Krankenkassen an. Jetzt steht fest: Die Krankenkassen haben sich gegen die stimmberechtigten Kliniken, Ärzte und Patientenvertreter durchgesetzt. Der häufig kritisierte Genehmigungsvorbehalt der Krankenkassen bei Anschluss-Rehabilitationen bleibt. Mit fatalen Folgen.

„Das Votum der Krankenkassen, das einen umfassenden vereinfachten Zugang zur Anschluss-Reha ablehnt, schwächt Patienten und nimmt ihnen die Zeit, die oftmals für die Genesung entscheidend ist“, sagt Dr. Norbert Hemken, Vorstandsvorsitzender des Verbundes Norddeutscher Rehakliniken (VNR). „Statt innovativ und bedarfsgerecht nach vorne zu blicken, wird an alten Strukturen und bürokratischen Hindernissen festgehalten.“

Der Verbund Norddeutscher Rehakliniken e. V. (VNR) fordert daher den Bürokratie-Abbau und setzt sich weiter dafür ein, dass der Genehmigungsvorbehalt der Krankenkassen abgeschafft wird. Nur so können die notwendigen Anschluss-Rehabilitationen rechtzeitig eingeleitet werden.

Aktuell treten rund eine Million Patienten jährlich nach einer Krankenhausbehandlung eine medizinische Reha-Maßnahme an – Tendenz steigend. In mehr als der Hälfte der Fälle werden die Kosten dafür von einer gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Allerdings erst nach einem aufwändigen und oft zeitraubenden Antrags- und Genehmigungsverfahren. Dabei sind viele Patienten auf eine Direkteinleitung der Reha angewiesen, da sie nach der Krankenhausbehandlung nicht nach Hause entlassen werden können.

„Die Zeit ist ein wertvoller Faktor für den Reha-Erfolg“, sagt Dr. Norbert Hemken. „Wir dürfen nicht zulassen, dass uns dieser weiterhin genommen wird.“ Denn, so ist sich Dr. Norbert Hemken sicher, kurzfristig werde diese ablehnende Haltung der Krankenkassen gravierende Folgen für die Patienten haben, langfristig werde sie auch die Kosten für das Gesundheitssystem steigen lassen.