Bereits in der ersten Welle 2020 und Anfang des Jahres 2021 waren die Reha-Kliniken in Niedersachsen Helfer in der Not. Während die Betten in den Krankenhäusern mit Covid-Patienten ausgelastet waren, wurden viele Nicht-Covid-Patienten zur Genesung in die Reha-Kliniken verlegt. So mussten beispielsweise notwendige Operationen nicht abgesagt werden. Ein Verfahren, dass sich in der ersten Phase der Pandemie bewährt hat.
Jetzt stehen aufgrund der stark steigen Inzidenzwerte sowohl die Krankenhausbetreiber als auch die Reha-Kliniken vor der gleichen Situation. Während die Krankenhäuser für freigehaltene Betten entschädigt werden sollen, denkt allerdings niemand an die weiteren Beteiligten in der Versorgungskette. „Die Reha-Kliniken werden behandelt wie Lückenbüßer“, sagt Dr. Norbert Hemken, Vorstandsvorsitzender des Verbundes Norddeutscher Rehakliniken. „Das ignorante Verhalten der Sozialministerin können und dürfen wir nicht weiter dulden.“
Das Land Niedersachsen hat berichtet, dass die Reha-Kliniken wieder Reservebetten zur Verfügung stellen können. Diese haben dem Land Bereitschaft signalisiert. Allerdings hat bisher keine Klinik einen entsprechenden Bescheid erhalten. Vorhaltekosten werden wieder nicht gezahlt.
Die Reha-Kliniken in Niedersachsen stehen vor einem Dilemma. Da in den Krankenhäusern weniger operiert wird, werden gleichzeitig weniger Rehabilitationsmaßnahmen benötigt. Die Betten leeren sich erneut. Zum Vergleich: Im Januar und Februar 2021 lag die Auslastung durchschnittlich nur noch bei 68 Prozent – bei gleichbleibenden laufenden Kosten. Schon damals sahen sich viele in ihrer Existenz gefährdet. Eine neue Welle werden wohl nicht alle überstehen. Dabei sind viele der Reha-Kliniken in strukturschwachen Orten gelegen und dort meist der größte Arbeitgeber. Die Einrichtungen sind für die Erbringung von Leistungen der Renten, Kranken- und Unfallversicherung unverzichtbar. Die Lage ist dramatisch.
Dass es Gelder für diesen Bereich gibt, zeigt der Bau einer Behelfsklinik auf dem Messegelände in Hannover. Hier hat das Land 40 Millionen investiert. Kein einziger Patient wurde hier behandelt. „Für uns ein echter Skandal“, sagt Dr. Norbert Hemken. „Wenn das Land nicht schnell handelt, wird es sehr düster. Funktionierendes Krisenmanagement sieht anders aus.“