Die einen wollen kraftvoll angeschlagen werden, damit man sie hört. Die anderen geben nur bei sanfter Berührung Töne von sich. Es gibt eine Vielzahl von Instrumenten, deren Handhabung ebenso unterschiedlich ist wie ihre Symbolkraft, aber auch der Kontext, in welchem sie verwendet werden. Die Musiktherapeutin macht sich diese Gesichtspunkte bei ihrer täglichen Arbeit in der DianaKlinik zunutze. Denn auf dem Weg der Genesung kann Musik wertvolle Dienste leisten.
Seit 2012 ist Elke Rohde an der Bad Bevenser Reha-Klinik tätig und hat hier damals die Musiktherapie etabliert. „Ich mag es, in einer geschützten und vertrauensvollen Atmosphäre mit Menschen in Kontakt zu treten und durch Einfühlung und Verbundenheit mit dem Anderen, individuell auf Patienten einzugehen“, sagt sie. Vor zehn Jahren legte sie an der Fachhochschule Frankfurt (Main) ihren Master in der Musiktherapie ab und erhielt gerade von der Deutschen Musiktherapeutischen Gesellschaft (DMtG) die Rezertifizierung. Alle fünf Jahre wird diese Anerkennung erneuert, wenn entsprechende Nachweise in verschiedenen Fortbildungskategorien vorgelegt werden können. Elke Rohde arbeitet vor allem mit Patienten in der neurologischen Abteilung der DianaKlinik.
Viele der Patienten sind in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt. Mit ihnen trainiert die Musiktherapeutin nach dem Konzept der Neurologischen Musiktherapie (NMT) Bewegungsmuster der Arme auf Trommeln oder am Klavier die Finger, um die gestörte Sensomotorik zu verbessern. „Bei diesem störungsspezifischen Ansatz der Musiktherapie begeistern mich vor allem die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten“, erklärt die Musiktherapeutin, „wobei die systematisch aufgebauten Übungen durchaus kreativ gestaltet werden können.“ Ziel des musikalischen Trainings ist immer die Verbesserung in einem funktionalen Bereich, wobei die Musik wie eine Belohnung auf die Patienten wirkt. „Das Üben mit Instrumenten ist sehr motivierend und erhöht die Bereitschaft zur Wiederholung.“
Doch nicht nur die NMT steht bei Elke Rohdes Arbeit im Mittelpunkt. Auch für die Krankheitsverarbeitung sind Klänge und Rhythmen von großer Bedeutung. „2018 wurde die Musiktherapie als künstlerische Therapie in den Praxisempfehlungen für psychologische Interventionen der Neurorehabilitation für drei der wichtigsten Krankheitsbilder mit verankert“, berichtet Rohde. In einem solchen Kontext stellt das gemeinsame Musikerleben eine sinnlich-symbolische Erfahrung dar, wie zum Beispiel bei der freien (assoziativen) musikalischen Improvisation auf selbst gewählten Instrumenten, die ohne feste Spielregeln gespielt werden. Ganz ohne Leistungsdruck, in einer durch Musik erzeugten Resonanz, können so Emotionen geweckt und zum Ausdruck gebracht werden. „Dabei entsteht ein sinnlich-erfahrbarer Spielraum, der Patienten einlädt, Neues zu entdecken und manchmal auch die Perspektive zu wechseln“, so Elke Rohdes Erfahrungen.
Immer wieder hat die Musiktherapeutin es mit Menschen zu tun, die selbst verblüfft sind über das, was da in ihnen steckt. Da ist zum Beispiel die Patientin, die lange auf einem Rhythmusinstrument spielte und im Nachgespräch über die gemeinsame Musik sagte, ihr ist klargeworden, wie sehr sie durch die Erkrankung aus ihrem persönlichen Rhythmus gekommen sei, den sie jetzt einfach nur wiederfinden wolle. Ihren Lebensrhythmus. Für Elke Rohde liefern solche Reaktionen wichtige Hinweise für die weitere Arbeit mit den Patienten. „Die Musik“, sagt sie, „ist dabei das hörbare Abbild der inneren Befindlichkeit.“
So sehr die Musik oft eine Art Türöffner für eine erfolgreiche Therapie sein kann, so sehr stellt sie andererseits auch einen Schutzraum für die Betroffenen dar. „Mit dem Schaffen von Klängen kann eine Atmosphäre kreiert werden, die manchmal Schutz vor der aktuellen Situation bietet“, weiß Elke Rohde, „und diese Situation ist für die meisten aufgrund ihrer Erkrankung erst einmal beängstigend.“ Dabei ist es völlig egal, ob die Patienten musikalisch sind oder nicht, ob sie ein Instrument spielen können oder nicht. Die Musiktherapeutin arbeitet mit jedem individuell nach seinen Möglichkeiten.
Auch Elke Rohde selbst ist keine Musikerin. In der Schulzeit absolvierte sie zwar eine Klavierausbildung, wurde dann aber Krankenschwester und Sozialpädagogin. „Für mich stand immer der gesundheitliche Aspekt im Mittelpunkt“, sagt sie. „Schön ist es, wenn Patienten die Musiktherapie vitaler, hoffnungsvoller, ja gelassener verlassen - das gibt mir das Gefühl, mit meiner Arbeit etwas Sinnvolles zu tun.“