Der Verband Norddeutscher Reha-Kliniken (VNR) spricht sich deutlich dafür aus, dass Rehakliniken mit ihrer hohen medizinischen Kompetenz jetzt solidarisch ihren Beitrag in der herausfordernden Zeit der Corona-Pandemie leisten. So wollen schon bald einige zum Verband gehörende Fachklinken starten und die ersten „Nicht-Corona Fälle“ aus den Akuthäusern aufnehmen. „Wir befinden uns in einer absoluten Ausnahmesituation. Mit dieser Maßnahme können wir die dringend benötigten Betten in den Krankenhäusern für Corona-Patienten freihalten“, sagt Dr. Norbert Hemken, Vorstandsvorsitzender des Verbundes Norddeutscher Rehakliniken. „Gemeinsam mit meinen Vorstandskollegen des VNR haben wir uns schnell und unbürokratisch dazu entschieden, zu helfen und in guter und geübter Weise mit den Akutkliniken zusammenarbeiten zu wollen.“
Das Reha-Zentrum am Meer in Bad Zwischenahn hält bereits das neue Gebäude der Onkologieerweiterung, in das eigentlich im April 70 neue Patienten untergebracht werden sollten, aus aktuellem Anlass frei. „Wir halten unsere Klinikerweiterung proativ frei, so dass wir in der nächsten Woche starten könnten, wenn wir gebraucht werden“, sagt Dr. Norbert Hemken. Dies wären 70 Betten. Insgesamt könnte der Verband maximal 4.400 Betten in Norddeutschland zur Verfügung stellen. Insbesondere für Patienten, die aktuell in Krankenhäusern, zum Beispiel nach Operationen, Knochenbrüchen, Verkehrsunfällen oder mit Blutzuckererkrankungen versorgt werden.
Ein großer Teil der Mitglieder der Landesarbeitsgemeinschaft Medizinische Rehabilitation Nordrhein-Westfalen macht es bereits vor. Patienten der Gesetzlichen Krankenversicherungen in Nordrhein-Westfalen werden seit Donnerstag, 19. März, ohne eine vorherige Kostenzusage der Krankenversicherung aufgenommen. Die Maßnahme ist zunächst bis zum 31. Mai 2020 beschränkt.
Der VNR hat das Sozialministerium Niedersachsen sowie alle Krankenkassen zu diesem Thema angeschrieben. Eine offizielle Zusage für das Vorhaben gibt es von der Politik in Niedersachsen noch nicht. Die neue Rechtsverordnung des Landes, nach der auch in Rehakliniken nur noch Fälle von dringender medizinischer Notwendigkeit zu behandeln sind, geht aber in die gleiche Richtung. „Ich hoffe, dass wir unser Vorhaben schnell auf den Weg bringen und den akuten Behandlungsbedarf damit entlasten können“, so Dr. Norbert Hemken weiter. Szenarien gibt es viele. So könnten beispielsweise Krankenhäuser ganze Abteilungen auslagern und besonders schützenswerte Patienten mit einem geschwächten Immunsystem in die Rehakliniken schicken, um diese so vor einer Ansteckung zu schützen. Denkbar sei ebenso, Reha-Kliniken komplett umzuwandeln, damit sie Corona-Patienten aufnehmen, die nicht beatmet werden müssen.